Gemeindehaus Ruhrort
Der Duisburger Stadtteil Ruhrort, an der Mündung der Ruhr in den Rhein gelegen, war jahrhundertelang eine befestigte „Freiheit“ ohne richtige Stadtrechte, wurde im 18. Jahrhundert unter preußischer Herrschaft ausgebaut und entwickelte sich im frühen 19. Jahrhundert u.a. durch den Bau von Werften (Haniel) zu einer Industriesiedlung. Seit der Reformation war es protestantisch, und das Bevölkerungswachstum führte dazu, dass 1842 außerhalb der Altstadt, an der Fabrikstraße, eine evangelische Jakobuskirche errichtet wurde, weil die mittelalterliche Kirche zu klein geworden war. Von ihr steht nur noch der Turm, weil der baufällige Kirchenraum 1991 abgerissen werden musste.
1902/03 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft an der Dr.-Hammacher-Straße ein Betsaal (Gemeindehaus) der niederländischen Gemeinde. Aufgrund einer Wirtschaftskrise Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Niederländer, besonders Schiffer, auf der Suche nach Arbeit nach Ruhrort gekommen, zu dem schon lange Handelsbeziehungen bestanden. Sie erbauten sich einen eigenen Betsaal, da sie als strenge Calvinisten mit der Liturgie der preußischen Unierten nicht klar kamen.
Ihr Betsaal wurde von Karl Siebold in historisierender Form mit unterschiedlichsten stilistischen Formen, wie rundbogige Zwillings- und Drillingsfester, Gesimse und Rundbogenfriese errichtet. Auch die gusseiserne Treppe, geschnitzten Türen und Steinreliefs sind erhalten. Der wuchtige, romanisch geprägte Jugendstilbau verfügt über eine kirchenartige Giebelfront zwischen Türmen. 2008 hat die evangelische Gemeinde Ruhrort-Beeck das für sie zu groß gewordene Gemeindehaus an die Firma Haniel verkauft und damit das Ende der evangelischen Gottesdienste in Ruhrort besiegelt. Seit April 2012 dient es als eine Anlaufstelle des „Kreativquartier Ruhrort“. Neben verschiedenen Veranstaltungen wie Konzerten und Ausstellungen bietet das Gemeindehaus Ruhrort einen Öffentlichen Bücherschrank und ein Informationscenter des Hafenstadtteils Ruhrort.